Arbeiten mit Betalesern - Erste Erfahrungen

Wie so mancher weiß, ist „LoL“ nun so weit gekommen, dass ich Betaleser gesucht habe, um über meine Geschichte zu gucken. Nachdem ich im vorangegangenen Artikel gezeigt habe, was genau ich meine Betaleser fragen möchte, ist nur noch offen worauf ich achte, wenn ich mir Betaleser suche, wo ich überhaupt welche finde und was meine bisherigen Erfahrungen nach fast zwei Monaten sind.

Zuerst zu der Frage worauf ich achte, wenn ich mir Betaleser suche oder aber Angebote zum Betalesen prüfe:

1. Das Alter und wo ich sie finde:

Ich nehme keine Kinder zum Korrekturlesen meiner Texte.

Das mag jetzt komisch klingen, aber da ich meine Betas vorrangig in den Foren diverser Schriftsteller- und Autorenseiten finde, ist das ein wichtiges Kriterium, da auch jüngere Schriftsteller und Leser sich als Betaleser anbieten. Für so ein Publikum sind meine Texte nicht geeignet und demnach fallen sie für mich aus den Angeboten raus.

2. Sprache:

Die Sprache ist ein wichtiges Auswahlkriterium, denn nichts ist schlimmer, als wenn man einen Betaleser hat, der mit der Art wie man schreibt nicht zurecht kommt.

Ein weiterer Punkt in Sachen Sprache ist auch die Frage: Muttersprachler oder nicht.

Jemand der nur gebrochen Deutsch kann, wird kaum in der Lage sein Ironie oder Wortspiele verstehen zu können und das immer ankreiden. Weiß man als Autor, dass man sich solcher Werkzeuge bedient, sollte man vielleicht lieber nicht auf einen Leser zurückgreifen, der der Sprache nicht zu hundert Prozent mächtig ist. Oder aber sich damit abfinden manche Sachen immer und immer wieder zu hören.

3. Rechtschreibung:

Rechtschreibung und Zeichensetzung ist etwas mit dem ich persönlich auf Kriegsfuss stehe. Deswegen ist es ein wichtiges Kriterium und eine Freude, wenn einer meiner Betas von sich behauptet, dass er oder sie nicht nur schnell im Aufspüren von Logikfehler ist, sondern auch noch ein Auge für die Zeichensetzung hat.

4. Durchhaltevermögen:

Ein Mangel an Durchhaltevermögen ist etwas, dass Betalser mitbringen können und ein ziemliches Problem für einen Autor.

Ich selbst habe bisher zehn Kandidaten meine Leseproben und weitere Kapitel meines Romans geschickt und habe ganz zu Beginn darauf hingewiesen, dass mein Projekt ein großes Projekt ist. Auf die Art wollte ich sicher gehen, dass die Leute wissen, auf was sie sich einlassen und im Zweifelsfall „Nein“, sagen, bevor sie überhaupt anfangen zu arbeiten.

Von den zehn Kandidaten die ich angeschrieben hatte, sind mir noch drei geblieben. Alle anderen haben im Verlauf der ersten fünf Kapitel, also der ersten fünfzig Seiten aufgegeben. Wenn man als Autor also Betaleser für ein Romanprojekt sucht, muss man sich darauf einstellen, dass gerade mal ein Prozent der Angeschriebenen noch am Ende bei einem ist. Und für dieses eine Prozent, muss man auch kämpfen, will heißen: Man muss sie immer wieder ansprechen, sie motivieren, sich bedanken und sein Projekt verkaufen.

Was habe ich bekommen?

Die Frage was ich bekommen habe ist nicht ganz einfach zu beantworten.

Als erstes müsste ich wohl sagen, dass ich gelernt habe, dass man mehr Zeit einplanen sollte, wenn man seine Sachen von anderen testen läßt. Ich hatte am Anfang gedacht, dass ich es schaffen könnte, innerhalb von drei Monaten die Betalesephase abzuschließen. Doch nun bin ich schon zwei Monate dabei und es ist noch kein Ende in Sicht.

Das liegt unter anderem daran, dass ich in der ersten Phase Leser verloren habe, die sich wohl selbst überschätzt hatten und ich wieder mit neuen Betalesern von vorn anfangen musste.

Zum Teil liegt es aber auch daran, dass jeder meiner Betaleser eine unterschiedliche Geschwindigkeit und Verlässlichkeit bei der Bearbeitung an den Tag legt. Während manche sich alle zwei Tage mit neuem Material melden, brauchen andere zwei Wochen und würden sich gar nicht melden, würde man ihnen nicht hinterherlaufen.

Abgesehen von diesen Hiobsbotschaften kann ich sagen, dass Betaleser für die Rechtschreibung verlässlich und unverzichtbar sind.

Was den Inhalt angeht, bin ich mir nicht so sicher. Von allen Betalesern die ich habe, haben bisher nur drei meinen Text an sich kritisiert. Meist handelte es sich dabei um Dinge wie Satzbau oder Wort- und Namenswiederholungen. In noch keinem Fall ging es darum, dass einer der Leser sagte, diese oder jene Szene könnte gestrichen werden oder ich sollte manche Sachen weiter ausbauen. Große Änderungen am Text scheinen bisher also nicht in Sicht.

Was die Frage angeht, ob das Thema des Textes verstanden wird oder nicht, so kann ich dazu kaum eine Aussage treffen, da noch nicht alle Leser so weit sind, dass ich sie das fragen könnte. Derzeit wäre nur eine Betaleserin so weit und wenn ich aus ihren Äußerungen über das Verhalten meiner Hauptfigur Rückschlüsse ziehen müsste, so würde ich eher sagen: Nein, das Thema wird nicht verstanden.

Die Erkenntnis, dass ich es offenbar vermasselt habe mein Thema so klar zu machen, dass es verstanden wird und es eine Wendung in der Wahrnehmung und Beurteilung der Figuren gibt, wäre sicherlich niederschmetternd, wenn es sich nicht bei der Betalserin um jemanden zu handeln scheint, der generell den ganzen Text falsch zu verstehen scheint. Dementsprechend versuche ich abzuwarten und zu erfahren, was die anderen Betaleserinnen denken und dann entsprechend zu handeln.

Doch dazu mehr im nächsten Post, in dem ich auch ansprechen möchte, wie man mit Kritik umgehen kann und was von den Anregungen der Betaleser man übernehmen sollte und was nicht.

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Blog Update - Noch ein Meilenstein geschafft!

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