Betas, Alphas und andere Helfer

Wie im vorangegangenen Artikel angekündigt, machen wir uns heute an die Betas.

Die Fragen, die uns dabei umtreiben sind, was sind Betas überhaupt und wofür braucht man die? Und falls man zu der Überzeugung kommt sie zu brauchen, wo findet man sie?

Zuerst zur Frage, was Betas sind:

Und da ist schon das erste Problem. Denn die eine einzige Art von Betas gibt es eigentlich nicht, sondern es gibt viele verschiedene Arten von ihnen die, zur großen Verwirrung auch alle unterschiedlich bezeichnet (Alpha, Alphaleser, Betaleser, Testleser …) werden. Noch verwirrender dabei ist, dass alle diese „Betas“ dieselbe Aufgaben haben: Sie testen die Geschichte. Suchen nach Fehlern, zeigen, was ihnen gefällt und daher gut gelungen ist oder was ihnen nicht gefällt, was sie nicht verstehen, was also weniger gelungen ist. Sie können Ausschau nach Rechtschreibfehlern und Grammatik halten. Ihre Aufgaben mögen unterschiedlich klingen, aber im Kern testen sie immer die Geschichte.

Wie kommt es also, dass Autoren/innen von Alphalesern, Betas, Testlesern oder Testern sprechen? Wo ist der Unterschied zwischen den Alpha-, Beta-, oder Testlesern?

Ganz einfach: Das Stadium der Geschichte, dass ihnen vorgelegt wird.

Alphaleser

Alphaleser sind, wie der Name schon vermuten lässt, die Ersten, die die Geschichte jemals zu Gesicht bekommen. Wobei der Laie hier oft noch nicht mal von einer Geschichte sprechen würde, sondern sagen würde, es handelt sich nur um ein Ideenkonstrukt. Oft ist das, was ein Alphaleser gezeigt bekommt, ein „Outline“ einer Idee, also etwas, dass mit Hilfe der Heldenreise erstellt wurde. Eigentlichen Text gibt es nicht, auch keine Kapitel, alles, was es gibt ist der rote Faden.

Wozu man in dem Stadium schon einen Tester braucht?

Oft ist dieser Tester ein anderer Autor / Autorin und die Aufgabe ist, eine ehrliche Meinung abzugeben, ob man findet dass:

  • der Plot / die Frage hinter der Geschichte interessant genug ist

  • das die Figuren, wenn schon welche vorhanden sind, interessant sind

  • ob so wie die Geschichte ist, die Spannungskurve stimmt

  • wenn ein Ende vorhanden ist, ob es passt oder man nicht ein anderes Ende einbauen sollte

  • wenn kein Ende vorhanden ist, wie die Geschichte enden könnte

  • ob nicht vielleicht eine andere Struktur angebracht wäre (statt dem sieben Punkte Plan eher die Heldenreise, um dem Stoff gerecht zu werden)

  • um Anregungen zu geben, wie man die Geschichte weiterbauen könnte, wenn man mittendrin hängen geblieben ist

Ein Alphaleser testet das Fundament der Geschichte, noch bevor ein Satz oder ein Kapitel geschrieben ist.

Betaleser

Wann Betaleser ins Spiel kommen halten Autoren/ innen unterschiedlich, aber allgemein kann man festhalten, dass Betaleser immer dann ins Spiel kommen, wenn die Geschichte komplett geschrieben ist. Manchmal lässt ein Autor / in noch eine Rechtschreibprüfung drüber laufen, manchmal nicht, das ist Geschmackssache, ändert aber an der Aufgabe der Betas nichts, die grob gesagt die ist ihre Meinung zur Geschichte abzugeben. Zumindest sieht es von außen betrachtet so aus. Sieht man aber etwas genauer hin, bemerkt man, dass Betaleser nicht ihre Meinung zu den Figuren, zum Aufbau und Plot der Geschichte abgeben, teilweise auch nach Rechtschreibung und Stil gucken, sondern dem Autor/ in die wichtige Rückmeldung geben, ob ihre Geschichte funktioniert oder nicht, ob die Nachricht die der Autor/ in an den Leser bringen wollte verstanden wird oder nicht, und falls nicht, wo noch gefeilt werden muss.

Testleser

Die Letzten die das Buch in die Hand bekommen sind die Testleser.

Erfahrene Autoren mit bereits genügend Publikum und auch Verlage setzen sie auch gern als Marketinginstrument ein. Dabei geht es darum, dass ein ausgewählter Kreis von Fans das Buch bereits vor der Veröffentlichung lesen kann, damit sie am Tag der Veröffentlichung ihre Rezension abgeben und so für noch mehr Wirbel und Aufmerksamkeit sorgen, was dann in guten Verkaufszahlen enden soll.

Doch auch unbekannte Autoren setzen auf die Testleser, um das Buch vor dem veröffentlichen ein letztes Mal zu testen. Denn ist das Buch zur Veröffentlichung freigegeben, können Änderungen nur noch sehr aufwendig eingearbeitet werden, egal ob es sich um die Spannungskurve, die Figuren oder einen Rechtschreibfehler handelt. Zudem haben Testleser den entscheidenden Vorteil, dass sie nicht nur das „Innere“ des Buchs prüfen, sondern auch das „Äußere“. Will heißen: sie sind Tester für Titel und Klappentext, in die ein auch nicht zu verachtender Anteil an Arbeit fließt und die wichtig für den Verkauf sind.

Wo findet man Betas?

Betas zu finden ist gar nicht so einfach, was logisch ist, wenn man sich überlegt, was für eine Aufgabe sie vor sich haben und das nicht automatisch jeder Freund / jede Freundin zum Beta taugt. Auch Schreibratgeber werden nicht müde darauf hinzuweisen, dass man nicht sein näheres Umfeld als Betas einsetzen sollte, da Schreibratgeber davon ausgehen, dass das nähere Umfeld einen mit Freude über die eigenen Fehler belügt. Was tut man also, wenn man dem Ratschlag der Schreibratgeber folgen und nicht Freunde und Familie behelligen möchte? Man kann wohl kaum irgendwelche Passanten auf der Straße fragen?

Nicht ganz.

Es gibt einige Wege und „Orte“, an denen man auf Betas und das erste Publikum treffen kann.

Annonce

Ein etwas altmodischer Weg um an Tester zu gelangen ist das Zeitungsinserat.

Natürlich ist so eine Annonce in der Zeitung nicht umsonst und auch bei Weitem nicht für jede Art von Werk und Tester geeignet, daher sollte man sich vorher fragen ob die Leute, denen man sein Werk anvertrauen möchte, von denen man ausgeht, dass sie Interesse daran hätten, noch Zeitung lesen. Für manche Genres, wie Fantasy oder Liebesromane, die an ein Publikum zwischen zwanzig und dreißig Jahren gerichtet sind, dürfte das der falsche Weg sein. Wenn nicht, warum nicht ausprobieren?

Schreibgruppe

Eine weitere Möglichkeit ist die lokale Schreibgruppe. Dort ist man unter Kollegen / Kolleginnen, was gerade für die Startphase des Werks von Vorteil sein kann, wenn es noch darum geht Fragen zur Spannungskurve und anderen Fachproblemen zu beantworten. Da Schreibgruppe nicht gleich Schreibgruppe ist, kann es sein , dass man sich hier ein wenig umschauen muss, bis man die Leute findet, mit denen man klarkommt, bei denen man sich wohlfühlt.

Internetschreibgruppe /Plattform

Schreibgruppen gibt es natürlich nicht nur vor Ort, sondern auch im Netz. Und in denen tummeln sich unterschiedliche Autoren und Autorinnen, die man fragen kann, ob sie nicht das eigene Werk prüfen könnten. Der unmittelbare Vorteil an solchen Gruppen und Plattformen ist, dass sie immer erreichbar sind und das man eine Vielzahl unterschiedlicher Leute dort findet. Man muss sich also nicht nur auf eine soziale Schicht oder Leser aus nur einem Genre beschränken, sondern kann jeden der will einen Blick auf das Werk werfen lassen. Dadurch wird man verschiedene Anregungen bekommen, die man, ganz nach Lust und Laune umsetzten kann.

Der Nachteil: Gerade Neueinsteiger müssen sich beweisen, bis sie die bereits älteren Mitglieder mit ihren Sachen behelligen dürfen. Das heißt, oft müssen sie erst Probelesen, Kritik abgeben, was zeitraubend sein kann.

Fanplattformen

…. sind gewissermaßen eine Untergruppe von Schreibgruppen im Netz. Der Vorteil an ihnen ist, dass sie oft schon eine Rubrik für Geschichten über den jeweiligen Star haben, wo man seine eigenen Werke posten und so die ersten Schritte in Sachen Autorenleben machen kann. Der Nachteil ist, dass man sehr viel Konkurrenz hat und so leicht untergehen kann. Direkte Hilfestellung kann man dort nicht erwarten, dafür aber wird man durch die Statistik bald sehen können, ob das was man geschrieben hat gefällt oder nicht. Ein weiterer Nachteil, den solche Plattformen haben, ist, dass sie in der Literaturwelt als anrüchig angesehen werden. Durch die Tatsache, dass es auf Plattformen wie wattpad, fanfiktion.de, archive und anderen keine direkte Qualitätskontrolle gibt, gehen andere davon aus, dass dort jeder seinen „Mist“ veröffentlichen kann und die Leserschaft dort keinen Geschmack mehr hat. Daher muss man sich darüber im Klaren sein, dass einem wenig Respekt entgegengebracht wird, wenn man sich als ein Autor outet, der dort veröffentlicht.

Lese / Bücherplattformen

Die Bekannteste von ihnen dürfte wohl Lovleybooks sein, es gibt aber noch andere von ihnen. Gleich ist allen, dass es um Bücher geht. Also ein perfekter Ort für jemanden, der ein Buch geschrieben hat und herausfinden möchte, ob es beim Publikum ankommt oder nicht. Möglichkeiten auf das eigene Buch aufmerksam zu machen sind Leserunden oder Buchverlosungen, dabei haben die Leserunden den entschiedenen Vorteil, dass sie Rezensionen bringen, bei Buchverlosungen bekommt man nicht immer welche. Neben diesen Möglichkeiten kann man sich ein Profil anlegen, auf dem man für sich und die eigenen Werke werben kann. Wenn man zu viel Geld hat, was bei Selfpublishern fast nie der Fall ist, kann man sogar Werbung schalten lassen.

Jetzt könnte man meinen, es sei perfekt. Es ist eine anerkannte Plattform, man ist gut sichtbar aufgestellt, es ist einfach sein Buch an den Leser zu bringen…

Nein, ganz so perfekt ist es dann doch nicht.

Warum?

Weil man Selfpublisher ist. Und als solcher ist man dort gewissermaßen ein Autor zweiter Klasse, denn an erster Stelle kommen die Autoren des Verlags, welcher die Seite betreibt. Deswegen werden SP´ler oft anders behandelt. So bekommen SP´ler dort keine eigene Autorenwebseite, was die Möglichkeit gefunden zu werden erheblich dämpft. Stattdessen werden sie in eine eigene Kategorie geschoben, was, wenn man Böses behaupten wollte, fast so wirkt, als wollte man eine völlig unnötige Trennung zwischen echten, weil im Verlag veröffentlichten, und Hobbyautoren machen. Natürlich weiß jeder, der sich ansatzweise mit Selfpubslihing beschäftigt hat, dass auch SP´ler echte und auch sehr gute Autoren sind, die oft, wenn sie groß genug geworden sind, plötzlich das Interesse der Verlage auf sich ziehen und von diesen übernommen werden. Warum also im Anfangsstadium hier ein Unterschied gemacht werden muss, ist mir unerklärlich, aber bitte.

Doch dass eine Trennung zwischen traditionell uns selbstverlegten Autoren stattfindet ist, nicht nur der einzige Nachteil an Lovelybooks und Co. Der zweite große Haken ist, dass das Buch bereits komplett vorhanden sein muss, bevor man es bei Lovelybooks hochstellen kann. Lovelybooks und Co. Sind also eher als Werbemöglichkeit zu sehen, die man nutzen kann, wenn das Buch erst mal da ist. Natürlich kann man auch hier treue Fans und Betas gewinnen, wenn man eine Weile dabei ist. Allerdings nicht mit dem ersten Werk.

Autoren

Ein weiterer Weg an Tester zu kommen ist, dass man Autorenkollegen fragt. Diese findet man entweder in einer Schreibgruppe, ob offline oder online, oder schlicht im eigenen Freundeskreis, da Autoren oft in Gruppen auftreten. Woran das liegt, ich weiß es nicht, aber ich habe die Vermutung, dass es bei Autoren wie bei allen anderen Fachleuten auch ist: Da niemand Ahnung oder Interesse für das hat, was man von sich gibt, bleiben einem nur die Verrückten der eigenen Branche.

Das sind die Wege, die mir einfallen, wenn ich von anderen Autoren gefragt werde, wo man Tester für das Manuskript finden kann. Ein weiterer Weg, der allerdings nur gut verdienenden Autoren offensteht und der Testleser dennoch nicht komplett überflüssig macht, ist der Lektor. Was dessen Aufgaben sind, wie man einen findet und vor allem was es kosten kann einen Lektor zu engagieren, soll in einem anderen Artikel besprochen werden. Also, bleibt gespannt und wenn euch noch Wege einfallen an Tester zu kommen, lasst es mich wissen.

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Guten Rutsch und frohes Neues!

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Der Weg des Buches - Betaleser