Das Pseudonym
Was ist ein Pseudonym? Und warum benutzen Leute eins?
Ein Pseudonym ist ein nicht realer Name, der häufig von Urhebern, anstelle des bürgerlichen Namens, zur Verschleierung der Identität bei der Veröffentlichung eines Werkes verwendet wird.
Gründe dafür ein Buch nicht unter seinem richtigen Namen zu veröffentlichen, sind vielfältig.
Angefangen damit, dass nicht jeder möchte, dass bekannt wird, dass er oder sie schreibt, weil ein Verlust des persönlichen Ansehens befürchtet wird, besteht in manchen Berufen tatsächlich die Notwendigkeit eine reine Weste haben zu müssen, da man es in seinem Beruf mit bestimmten Personengruppen zu tun hat oder aber in einer Position arbeitet, in der man sich keinen Respektsverlust leisten kann, der eintreten würde, wenn Kollegen etwas gegen einen in der Hand hätten, was zum Beispiel dann der Fall wäre, würde man sich als Autor oder Autorin in einem bestimmten Genre bewegen. Gern genannt wird hier die Kombination des Autors, der tagsüber Grundschullehrer ist und in seiner Freizeit gern blutige gewaltsame Kriminalromane schreibt. Oder, ebenso plakativ: Die Lehrerin, die in ihrer Freizeit Erotikromane schreibt.
Ein anderer Grund könnte sein, dass man sein Leben als Schriftsteller oder Schriftstellerin gern klar von seinem eigentlichen Leben abgrenzen möchte. Ein anderer Name kann da helfen die Grenzen zu ziehen.
Denkbar wäre auch, dass ein Autor seine Anonymität wahren möchte oder aber die Wahl fällt auf ein Pseudonym, weil der bürgerliche Name nicht in das Genre passt oder zu sperrig für einen Buchdeckel wäre.
Ein anderer Grund für die Wahl eines Künstlernamens kann sein, dass man bereits in einem Genre schreibt und sich nun in einem zweiten Genre ausprobieren möchte. Da es die Leser verwirren würde, wenn sie den Krimiautor ihres Herzens plötzlich in der Kochbuchabteilung stehen sehen, wählen bekannte Autoren oft für ihr zweites Standbein einen anderen Namen und bauen eine neue, unabhängige Marke auf, was sie auch durch die Wahl eines anderen Namen dokumentieren.
Weil wir es gerade mit dem Markenbegriff hatten, ein weiterer Grund auf ein Pseudonym auszuweichen kann auch sein, dass man mit seinem eigentlichen Namen gar keine Marke aufbauen kann, da man schlicht einer der Zigtausend Heinrich Müllers oder Lena Meiers ist, die es in unseren Landen gibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass einer oder eine der anderen Namensvertreter /innen bei einem Aufruf durch die Googlesuche erscheint ist hoch und die Wahrscheinlichkeit, dass man eine Domain mit diesem Namen erhält, um seinen Markennamen zu schützen, relativ gering. Wenn man also nicht auf die Webadresse: www.lena2056 -meier.de angewiesen sein möchte, muss man sich für einen anderen Weg entscheiden.
Wie kommt man an ein Pseudonym?
Genauso vielfältig, wie die Gründe für die Wahl eines Künstlernamens sind, ist die Art wie man an einen kommt.
Einfachster Weg wäre sicherlich den eigenen Namen zu verwenden und abzukürzen. Beispiel gefällig?
J.K. Rowling: Wie man sehen kann, wurden hier die beiden Vornamen abgekürzt. Dies dient zum einen dazu den langen Namen zu vereinfachen, zum anderen verschleiert man so einen Teil der Identität der Autorin, da niemand weiß, wer genau sich hinter den Buchstaben J.K. verbirgt. Ist hier die Rede von einem John Keith Rowling? Oder stehen die Initialen J. K. für eine Frau? Nichts Genaues wusste man nicht, bis bekannt wurde, wer die Erfinderin des berühmtesten Zauberlehrlings aller Zeiten war und herauskam, dass die Bücher, wider Erwarten von einer Frau geschrieben worden waren.
In einem Genre wie der Kinder-und Jugendbuchliteratur mag es inzwischen weniger von Belang sein, ob es sich auf dem Titel um eine Autorin oder einen Autor handelt. Es gibt aber nach wie vor noch Genres, in denen es durchaus Einfluss auf die Verkaufszahlen haben kann, ob ein Männer- oder Frauenname auf dem Cover steht. Einfachster Weg den Lesern ein Schnippchen zu schlagen ohne einen Künstlernamen von vorne bis hinten zu erfinden ist also den eigenen Namen zu kürzen und die eigene Identität zu verschleiern.
Wo wir schon bei den Initialen sind:
Genauso wie die Leser ihre Spekulationen damit treiben können, wer sich genau hinter den zwei oder drei Buchstaben verbirgt, genauso kann man das als Autor für sich nutzen.
Anstatt dass man sich einen neuen Namen ausdenkt, nimmt man sich die Anfangsbuchstaben oder aber auch Teile des eigenen Namens und bastelt sich aus ihm eine neue Identität. Ein weiterer Weg wäre, den eigenen Namen einfach rückwärts zu lesen und verwertbare Teile von ihm zum neuen Namen zu machen. Bei Melanie Julia wäre Ina Lia möglich oder aber, wem das zu kitschig ist eine Ina J., in der man immerhin noch das Ende von Melanie verwendet und der Zweitname als Initial beibehalten wird.
Im Fachchinesisch würden die beiden Arten einen neuen Namen zu bilden übrigens Anagramm nennen. Man erhält durch die Umstellung von einzelnen Buchstaben oder ganzen Silben ein anderes Wort, bzw. einen anderen Namen.
Ein anderer Weg ist das Ausweichen auf den Namen anderer Familienmitglieder. Besonders bei Frauen bietet sich da entweder der eigene Mädchenname an oder aber der anderer enger Verwandter. Ein Beispiel hierfür ist Sophie Kinsella, die unter dem Mädchennamen ihrer Mutter veröffentlicht und ihren Zweitnamen als Vornamen gewählt hat.
Neben diesen Varianten gibt s noch zahlreiche andere. So kann man zum Beispiel den Geburtsort als Pseudonym verwenden, wie Hoffmann von Fallersleben das tat. Oder aber man wertet sich selbst auf, in dem man für sich einen Adelstitel erfindet oder dem eigenen Namen durch die Übersetzung ins Lateinische oder Altgriechische einen geheimnisvolleren Anstrich gibt. In der Fachsprache ist hier von Geonym (Verwendung von Ortsnamen), Aristonym (Anwendung eines Adelstitels) und vom Traduktionym (Übersetzung) die Rede.
Um es kurzzufassen: Der Fantasie sind in der Hinsicht keine Grenzen gesetzt. Man kann den eigenen Namen durch Abkürzungen oder Verlängerungen, durch Übersetzung unkenntlich machen. Man kann als Frau zum Mann und als Mann zur Frau werden, was auch immer man möchte, es ist möglich. Viel interessanter aber ist die Frage, wie sieht das mit einem Pseudonym in der Realität aus? Was für Folgen hat es, wenn ein Autor sich entschließt, einen anderen Namen zu nutzen?
Was für Folgen hat es ein Pseudonym zu nutzen?
Wie jeder weiß, gilt in Deutschland die Impressumpflicht für alles, was veröffentlicht wird und ein wesentlicher Bestandteil des Impressums in einem Buch ist die „ladungsfähige Adresse“. Ladungsfähige Adresse bedeutet: Es muss eine reale Adresse sein, an die ein Gericht im Falle eines Rechtsverstoßes die Klageschrift und andere Dokumente senden kann. Bei einem Verlagshaus ist das der Sitz jenes Verlages. Bei einer Privatperson die Adresse, unter der sie gemeldet ist.
Da ein Pseudonym in der Regel keine reale Adresse hat, kann es also nicht im Impressum auftreten, sondern als Selfpublisher muss hier die eigene Adresse und der reale Name angegeben werden.
Das Problem dabei ist, dass oft das Pseudonym gewählt wurde, um die reale Identität zu verschleiern. Nun muss man sie aber im Impressum doch angeben, womit das Pseudonym obsolet wird. Solange man keinen Verlag oder aber einen Veröffentlichungsdienst nutzt, der seine Adresse für das Impressum zur Verfügung stellt, ist das Pseudonym zwar auf dem Buchdeckel zu sehen, aber im Impressum steht für jeden sichtbar die wahre Identität.
Eine Lösung in dieser Situation wäre sein Manuskript an einen Verlag zu schicken oder aber einen der vielen Veröffentlichungsdienste zu nutzen oder zu hoffen, dass sich niemand das Impressum genau ansieht. Schließlich geht es bei einem Buch um seinen Inhalt nicht um das Kleingedruckte im Impressum.
Kann man ein Pseudonym im Ausweis eintragen lassen?
Ja man kann. Wer sein Pseudonym auf seinem Ausweis eintragen lassen möchte, sollte umgehend seinem freundlichen Bürgeramt einen Besuch abstatten und dort einen neuen Ausweis beantragen. Denn seit dem 01. November 2011 gibt es auf den neuen Ausweisen wieder die Kategorie Künstler oder Ordensname, unter der man sein Pseudonym eintragen lassen kann. Im Zuge der Änderung des Personalausweisgesetztes vom 01. November 2007 war dieses Recht weggefallen, aufgrund der zahllosen Beschwerden von Ordensleuten, Künstlern und Journalisten, die bei der Ausübung ihrer Tätigkeit oft auf ein Pseudonym angewiesen sind, wurde die Änderung rückgängig gemacht.
Der Vorteil:
Das Pseudonym eintragen zu lassen ist ein wichtiger Schritt, wenn man seinen Namen als eine Marke aufbauen möchte. Mithilfe des Eintrags auf dem Ausweis kann man auch Dritten gegenüber ausweisen, dass man der Name auf dem Buchtitel ist und so sich und seine Arbeit urheberrechtlich schützen helfen. Außerdem kann man mit einem eingetragenen Pseudonym auch unterschreiben, ausgenommen Grundstückskäufe oder Eintragungen im Grundbuch.
Außerdem kann es für manchen Künstler ein Motivationsschub sein, wenn er seinen Künstlernamen in die Öffentlichkeit trägt.
Der Nachteil:
Wenn der Künstlername auf dem Ausweis eingetragen ist, kann man auch unter ihm verklagt werden. Zudem muss er dann, neben dem realen Namen am Briefkasten angebracht werden, womit der Schutz der Anonymität wegfallen dürfte. Autoren die einen Decknamen aus diesen Gründen wählen, werden hier also enttäuscht.
Was braucht man um ein Pseudonym eintragen zu lassen?
Alles, das beweist, dass man unter dem Pseudonym bekannt ist.
Denkbar wären hier: Veröffentlichungen, Flyer von Lesungen oder anderen Veranstaltungen, bei denen man unter dem Pseudonym aufgetreten ist. Ein Ausdruck der eigenen Homepage mit dem Namen darauf, Rechnungen oder Auszüge über die Verkaufszahlen, die man bisher hatte oder Screenshots von den Plattformen auf denen man seine Bücher anbietet. Desto mehr man davon hat, desto eher kann man beweisen, dass der Künstlername eine eigene wohlbekannte Identität ist, die deswegen auch im Ausweis dokumentiert werden sollte.
Genaue Angaben, wie viele Lesungsflyer, Veröffentlichungen, Ausdrucke von Verkaufsseiten auf denen man gelistet ist, notwendig sind, gibt es nicht. Das liegt im Ermessensspielraum des jeweiligen Amtes. Die Kosten für die Eintragung des Künstlernamens belaufen sich in der Regel auf die Kosten eines neuen Ausweises, der dafür ausgestellt werden muss. Für die Eintragung des extra Namens an sich fallen keine Kosten an.