Der Lektor - ein professioneller Betaleser
Die Überschrift sagt es schon. Ein Lektor ist eine Art professioneller Betaleser. Wobei die Betonung hier auf professionell liegt. Denn ein Lektor wird sich nicht nur mit Lesen aufhalten, sondern noch weit mehr mit dem Text machen, den man ihm vorlegt. Doch es ist ja nicht nur wichtig, was ein Lektor ist, sondern genauso interessant ist die Frage: was kostet er?
Was ist ein Lektor und was tut er?
Mein Auftakt, dass ein Lektor ein professioneller Betaleser sei, war sicher sehr anschaulich, wenn auch etwas ungenau. Sicher liest ein Lektor den Text, der ihm gegeben wird, wie das auch die Betaleser tun, die man sich zulegen kann und nach Möglichkeit auch zulegen sollte, aber ein Lektor ist weit mehr, als ein Leser, der die Geschichte zu seinem privaten Vergnügen liest. Das zeigt sich schon allein bei dem Wissen, das viele Lektoren mitbringen. Oft haben sie Germanistik studiert, kennen sich wie kaum ein anderer in Sachen Rechtschreibung und Stil aus. Dazu kommt noch eine geballte Ladung Wissen in Sachen Erzählstrukturen, Figurenaufbau, Spannungskurven und Dialoggestaltung. Kurzum: Ein Lektor ist ein Superleser. Und daher wird er auch genau all das kontrollieren, was ich eben aufgezählt habe. Vorausgesetzt man engagiert einen Lektor wirklich als Lektor und nicht nur als Korrektor.
Korrektorat oder Lektorat?
Wenn man sich an einen Lektor wendet, kommt bei den Absprachen mit ihm oder ihr bald die Frage, was gewünscht wird? Korrektorat oder Lektorat?
Anfänger stehen hier oft vor der Frage was das heißen soll?
Was ist ein Korrektorat und wo ist der Unterschied zum Lektorat? Immerhin scheint da ja einer zu sein, sonst würde der Supertestleser wohl nicht fragen, was man möchte.
Der Unterschied zwischen beiden ist, dass sich ein Korrektorat nur mit Sachen wie Rechtschreibung, Zeichensetzung und Stil beschäftigt, während ein Lektorat noch Spannungsbogen, Figurenaufbau, Logikfehlern in der Geschichte, auch so schön neu deutsch Plot Holes genannt, und eben noch der Rechtschreibung, Zeichensetzung und Stil darüber hinaus prüft. Man kann also sehen, dass ein Lektorat deutlich umfassender ist, als eine reine Durchsicht auf Stil und korrektes Schreiben.
Daher ist es logisch, dass ein Lektorat deutlich mehr kostet, als das Korrektorat und auch mehr Zeit in Anspruch nimmt, was jeder, der auch nur kurze Texte überarbeitet nachvollziehen kann.
Bei einem Lektorat durchläuft der Text ungefähr vier bis fünf Lesungen, wobei der Lektor oder die Lektorin bei jedem auf einen anderen Aspekt gucken wird.
Wenn man sich also entscheiden soll und man nicht auf die Haushaltskasse Rücksicht nehmen muss, würde ich immer ein Lektorat einem Korrektorat vorziehen, da es so viel mehr für die Geschichte tut und man so viel mehr lernt, denn natürlich wird der Lektor oder die Lektorin einem alles was sie gefunden hat anstreichen und erklären. Eine Zusammenarbeit mit jemandem vom Fach ist also eine Investition über die Geschichte hinaus. Wenn sie auch etwas teuer ist. Was mich zu der Frage bringt:
Wie viel kostet so ein Lektorat?
Hier gilt, was ich bereits im Abschnitt vorher gesagt habe: ein Lektorat umfasst mehr als ein Korrektorat und ist entsprechend teuer.
Wie teuer genau, hängt davon ab, wie groß der Text ist, den man zur Durchsicht vorlegt, denn Lektoren werden nach Seiten bezahlt. Dabei können sie, je nach Erfahrung die sie haben zwischen vier bis sieben Euro pro Normseite verlangen.
Bei einem Manuskript von 200 Seiten, macht das 800,- Euro, plus Märchensteuer die hier 150 Euro beträgt und die Abgabe an die KSK, Künstlersozialkasse, die jeder bezahlen muss, der die Dienste von jemand in Anspruch nimmt, der bei dieser versichert ist. Sind zusammengerechnet also um die 950,- Euro im günstigsten Fall für den Lektor. Nur so als Beispiel.
Abgesehen davon gibt es noch etwas, dass man zu den Kosten eines Lektorats wissen muss. Ich sagte vorhin, ein Lektor erhält etwa vier bis sieben Euro pro Normseite und bei dieser Formulierung ist zu beachten, liegt die Betonung auf dem Wort Normseite, die keine normale Seite ist, wie man sie kennt.
Eine Normseite ist eine Seite die nicht mehr als 1.500 Zeichen bei einer Schriftgröße von ca. 11 pt und einem Zeilenabstand von mindestens 1,5, wenn nicht sogar doppelter Zeilenabstand enthält.
Es dürfte also klar sein, dass wenn ein Manuskript im Computer an die 200 Seiten hat, es nach der Formatierung auf Normseite deutlich größer ist.
Einen Lektor anzuheuern kann also ganz schön teuer werden.
Allerdings bekommt man dafür auch ganz schön was geboten.
Der Text, den man eingereicht hat, wird man in den wenigsten Fällen wiedererkennen. Wenn ein Autor einen Text abgibt, kann man ihn mit einem Rohdiamanten vergleichen. Erst der Lektor hat die Fähigkeiten und Mittel um ihn zu schleifen und zum Funkeln zu bringen.
Für wichtige Manuskripte, die ich einem Verlag vorlegen möchte, ist ein Lektor also eine sehr gute Investition.
Und je nachdem wie nett der Lektor ist oder wie sehr ihm der Text und der Autor an Herz gewachsen ist, wird er sogar noch ein paar hilfreiche Tipps mit auf den Weg geben, wie man die Inhaltsangabe und das Anschreiben formulieren sollte, um gut bei dem Verlag landen zu können.
Wie und wo finde ich einen Lektor?
Im Internet oder bei der Publishing Plattform des Vertrauens.
Ich selbst verlege meine Bücher bei Epubli und weiß, dass man dort im Forum fündig wird, wenn es um die Frage nach einem Lektor geht.
Ansonsten natürlich in den Verlagen, doch an die Lektoren kommt man nur heran, wenn man von dem Verlag betreut wird, was für nicht so leicht zu bewerkstelligen ist.
Wobei die Frage danach, wo man einen Lektor findet, nicht nur das reine Finden betrifft, sondern indirekt auch noch die Frage danach wem man vertrauen kann mitschwingt. Denn Lektor ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Ob jemand ein Abzocker ist, ist eine Frage, die man lieber nicht klären möchte, setzt sie doch Voraus, dass man den Dienste ausprobiert.
Wer wirklich verlässliche Auskünfte haben möchte, kann sich beim Verband freier Lektoren oder beim Selfpublishingmarkt erkundigen. Dort bekommt man jede Menge Angebote, unter denen sich bestimmt jemand findet, mit dem man sich die Zusammenarbeit vorstellen kann.
Wichtig ist bei der Suche auch darauf zu achten, was der Lektor oder die Lektorin für Genres angibt. Bietet man ihr etwas an, dass sie nicht angibt, kann es sein, dass sie den Auftrag ablehnt. Gleiches gilt für den Fall, dass sie bereits ausgelastet ist.
Es kann also eine Weile dauern, bis man etwas gefunden hat. Hier gilt, wie bei allem: nicht aufgeben.
Name gefunden und nun?
Hat man einen Lektor gefunden, der das entsprechende Genre bearbeitet, kann man sich erst mal genauer über ihn informieren. Die meisten haben Webseiten, auf denen sie etwas über sich und ihre Arbeit berichten, wonach man entscheiden kann, ob man diesem Menschen sein Manuskript anvertrauen möchte oder nicht.
Ist das getan, muss man Kontakt aufnehmen. In der Regel mit einer netten Mail, in der man dem Lektor erklärt, um was für ein Projekt es sich handelt und welchen Umfang es hat. Damit gemeint ist, dass ihr angeben sollt, in welches Genre die Geschichte fällt, welche Zielgruppe ihr euch vorstellen könntet und grob angeben sollt, um was es geht. So bekommt euer zukünftiger Lektor eine Vorstellung davon, was er sich ins Haus holt und ob er interessiert wäre. Ein wenig Werbung machen ist hier durchaus angebracht. Man muss schließlich überzeugen. Wer einen Elevator Pitch (also die Geschichte in einem Satz zusammengefasst) hat und einen Entwurf für einen Klappentext, der die Geschichte in wenigen Zeilen zusammenfasst, ist hier klar im Vorteil und kann es im Anschreiben verwenden.
Oft ist es auch so, dass man bereits ein paar Seiten als Textprobe mitschickt. Manchmal ist das aber auch nicht gewünscht.
Ist man sich unsicher, sollte man nachfragen, was gewünscht wird. Das vermeidet Stress.
Lässt sich der Lektor auf die Anfrage ein, wird er die eingereichten oder nachträglich angeforderten Seiten zur Probe lektorieren, um zu zeigen, wie er arbeitet und als Autor kann man prüfen, ob man gut zusammenarbeiten kann. Ist das der Fall, steht dem Auseinandernehmen des Textes nichts mehr im Weg und was danach kommt, ist ein andere Etappe, die in einem anderen Artikel bearbeitet werden soll.