Mein Penname und die Eintragung
Wie ihr sicherlich schon gesehen habt, habe ich es geschafft meinen „Penname“ in meinen Ausweis eintragen zu lassen. Nachdem ich das Bild des Schreibens auf Twitter gepostet habe, kamen ein paar Fragen, dazu, wie man überhaupt den Künstlernamen eintragen lassen kann? Warum man das machen möchte? Wie ich auf ausgerechnet diesen Namen gekommen bin?
Um diese Fragen zu beantworten, hier ein Artikel, der hoffentlich auch all jenen weiterhilft, die auch mit dem Gedanken spielen sich ihr Pseudonym eintragen lassen zu wollen.
Woher kommt mein Name?
Viele Leute schienen überrascht, dass Victoria Benner nicht mein richtiger Name ist, sondern „nur“ ein Pseudonym. Sie fanden, der Name klänge so alltäglich, so „natürlich“, eben echt. Ich weiß nicht warum, aber offensichtlich scheint sich hierzulande die Vorstellung zu halten, dass ein Pseudonym möglichst aufsehenerregend und sofort als „künstlicher“ Name zu erkennen sein muss, sonst kann es kein Pseudonym sein. Für mich war das nichts. Mein Autorendasein ist mein Baby. Also, wenn ich meinen Nachwuchs einen Namen geben darf, soll er:
echt klingen, denn es soll sich anfühlen wie eine echte Person
Nomen est Omen, Stichwort Kevinismus. Mein Kind würde ich auch nicht Chantal - Cheyenne Müller nennen, oder?
sich auch in mehreren Sprachen gut anhören. Da ich selbst fließend französisch und englisch spreche und noch Freunde dort habe, wollte ich einen Namen, der für sie nicht schwierig auszusprechen wäre
muss er sich allgemein gut anhören, wie das sich alle Eltern sagen, wenn sie ihren Nachwuchs benennen
Also begann ich mich umzuhören, suchte mir Vornamen und verschiedene Nachnamen heraus, kombinierte und probierte.
Auf Victoria kam ich, als ich mit Freunden „Wixxer II“ sah. Dort ist eine der Hauptpersonen Victoria Dickham, die die Tochter des ehemaligen Leiters des Yards, Prominente und Mordopfer in spe ist. Nun bin ich all das nicht. Zum Glück. Was Victoria aber außerdem noch ist: Sie ist mitfühlend und verbringt ihre Zeit damit in einer Klinik für essgestörte Meerschweinchen zu helfen. Etwas, dass meine Freunde ziemlich lustig fanden, da auch ich Meerschweinchen hatte und das eine oder andere leider mal aufpäppeln musste, also sprich, auch ich durfte meine Zeit mit essgestörten Nagetieren verbringen. Dass Victoria zudem noch ein klassischer Name ist und obendrein noch „die Siegerin“ bedeutet, passte perfekt ins Konzept.
Nachdem ich den Vornamen hatte, brauchte ich noch einen Nachnamen. Ich probierte zahlreiche Kombinationen, die sich aber alle komisch anfühlten oder bei denen bereits die Domain vergeben war, ja, auch das ist ein Punkt, den man bei der Namenswahl bedenken sollte, bis ich auf „Banner“ kam, inspiriert von der Figur „Bruce Banner“, aus den Marvel Comics. Als ich den Namen, Victoria Banner, Freunden und Familie zeigte, waren die der Meinung, dass es zu viele „a“´s wären, was dazu führte, dass ich den Nachnamen abänderte, in Benner, was sogar noch besser aussah, als meine Ursprungsversion.
Damit war Victoria Benner, die Kunstfigur, erschaffen, aber aufgrund des Namens, konnte ich sie mir gut als echten Menschen, mit Vorlieben und Abneigungen, einem Freundeskreis vorstellen. Victoria Benner fühlte sich einfach echt an.
Warum überhaupt ein Penname?
Bleibt die Frage, warum der ganze Stress? Hätte ich nicht auch unter meinem echten Namen veröffentlichen können?
Jein.
Ich hätte sicherlich unter meinem echten Namen veröffentlichen können, wollte aber nicht.
Zum einen, da ich zum Zeitpunkt meiner ersten Veröffentlichung noch an meiner Doktorarbeit saß und ich, für mich, die wissenschaftliche Arbeit klar von meiner privaten Arbeit abgrenzen wollte. Zum anderen wollte ich nicht, dass jemand an der Uni Wind davon bekommen sollte. Leider ist das akademische Umfeld kein Raum für Roman- oder Fantasyschriftsteller. Krimis ja, aber alles andere nicht. Deswegen wollte ich die beiden Tätigkeiten auseinanderhalten, um meine Glaubwürdigkeit im echten Leben nicht zu beschädigen.
Ein anderer Punkt ist der, dass sich mein bürgerlicher Name nicht sonderlich für ein Buchcover eignet. Also musste etwas anderes her.
Warum die Eintragung?
Obwohl es viele Autoren gibt, die unter einem Pseudonym schreiben, lassen nicht alle von ihnen den Namen auch in ihren Papieren eintragen. Es reicht ihnen, wenn sie ihn auf dem Buchcover sehen. Warum also eintragen lassen? Gute Frage. Vielleicht, weil es einfacher ist, den inneren Schweinehund zu überwinden, wenn man Druck von außen hat? Ich mein, warum wurden sonst Personal Trainer, Motivationslehrer oder auch der NaNoWriMo erfunden? Weil es sich als Einzelkämpfer manchmal nicht gut macht. Es gibt Leute, die besser arbeiten, wenn sie Druck bekommen, wenn sie wissen, sie sind nicht allein, andere sehen ihnen beim Gesichtsverlust zu, also riskieren sie keinen Gesichtsverlust. Natürlich hat die Eintragung nichts mit einem Personal Trainer zu tun oder dem NaNo, aber ein wenig fühlt es sich so an. Abgesehen davon ergeben sich durch eine Eintragung in den Papieren auch gewisse Vorteile.
Vorteile der Eintragung:
Das Pseudonym ist nicht nur der Schutz der eigenen Person, sondern auch eine Marke, und wenn man so denkt, muss man auch beachten, dass man sie unter Umständen schützen muss. Für mich wäre zum derzeitigen Zeitpunkt nichts schlimmer, als meinen Blog dichtmachen zu müssen, weil jemand meinen Namen benutzt. Das wären fast drei Jahre Arbeit, die ich verlieren würde, Präsenz, die ich mir mühsam aufgebaut habe. Die Eintragung des Künstlernamens ist ein Beweis, dass mir die Marke „Victoria Benner“ wirklich gehört und ab wann sie mir gehört, falls es je so weit kommen sollte, dass ich es beweisen muss.
Gleichzeitig ist sie ein Ausweg aus meinem Impressumsdilemma. Da ich unter einem Künstlernamen schreibe, müsste ich im Impressum meinen bürgerlichen Namen angeben, es sei denn, der Künstlername ist offiziell bekannt und gemeldet. Und genau das ist er nun. Denn offizieller als das Meldeamt geht es nicht.
Nachteile der Eintragung:
Der Nachteil der Eintragung ist, dass von jetzt an „Victoria Benner“ theoretisch an meinem Briefkasten stehen muss, da Victoria bei mir gemeldet ist und als solche auch hier ausgewiesen sein muss. Das ist ähnlich, wie bei der Anmeldung einer Firma unter seinem Privatwohnsitz. Auch diese muss am Briefkasten zu finden sein, für den Fall, dass es Post für sie gibt.
Außerdem kann ich von nun an unter meinem Künstlernamen verklagt werden. Bisher ist das aber noch kein Nachteil, da es nicht eingetreten ist.
Prozess:
Bleibt noch die Frage, wie trägt man schafft man es den Künstlernamen zu melden, was braucht man dafür und wo muss man da eigentlich hin?
Zuerst zu der Frage, was man braucht:
Nachweise über eure Tätigkeit als Schriftsteller. Beweise dafür, dass man euch unter eurem Pseudonym kennt. Das kann alles Mögliche sein. Eure Veröffentlichungen, auf jeden Fall. Nachweise über die Internetdomain, die ihr euch gesichert habt. Außerdem Nachweise über eure Internetpräsenz, also Bilder des eigenen Blogs, der eigenen Webseite, des Twitteraccounts, des Facebookaccounts oder wo auch immer ihr zu treffen seid. Dazu noch die Followerzahlen und wie viel Traffic ihr habt. Oder Mitgliedschaften in Vereinen, in denen ihr unter eurem Pseudonym bekannt seid. Zum Beispiel Schreibgruppen. Besonders sind Schreibgruppen natürlich dann geeignet, wenn sie öffentliche Lesungen machen, bei denen ihr unter eurem Künstlernamen auftretet. Oder, noch besser, Zeitungsartikel über euch, wenn ihr welche habt.
Mit der geballten Ladung stattet ihr eurem Bürgerbüro, Bürgerservice, Meldeamt, oder wie auch immer der nette bürokratische Dienst bei euch heißt, welcher für das Pass- und Ausweiswesen verantwortlich ist, einen Besuch ab. Dort werdet ihr gebeten alle Anlagen auf einem Antrag einzutragen und wieder weggeschickt. Reichen die Anlagen aus, um die Beamten zu überzeugen, und nein, ich denke nicht, dass es dafür wirkliche Richtlinien gibt, das werden die nach Nase und Gefühl entscheiden, bekommt ihr nach circa zwei Wochen Post vom Amt, in dem man eurem Antrag stattgibt. Was heißt, euer Name ist in den Akten vermerkt, und wenn ihr das nächste Mal einen Ausweis beantragt, könnt ihr den Künstlernamen eintragen lassen.
Der Antrag auf den Vermerk eines Künstlernamens in den Akten kostet übrigens nichts. Zumindest war das bei mir der Fall. Zahlen werde ich nur für den neuen Ausweis. Also, kein Grund es nicht zu tun.