Das Fazit zur Schreibprogrammserie
Ich habe es eben noch mal nachgezählt, weil ich es selbst kaum glauben konnte, aber es stimmt.
Auf der Suche nach einem Alternativweg zu Evernote, habe ich mich tatsächlich durch acht verschiedene Programme getestet.
Die Idee was ich testen wollte hatte ich von befreundeten Autorenkollegen und Kolleginnen oder stolperte in den sozialen Netzwerken darüber, in denen gerade „junge“ Schreibprogramme häufig vertreten sind, um den direkten Draht zu ihrem Publikum und Kunden haben zu können.
Untergekommen ist mir dabei alles: von vorinstallierten Programmen, die ich bereits auf meinem Handy hatte, über kostenlos bis hin zu teuren Investitionen.
Abgesehen davon sind mir sehr bald zwei Dinge klar geworden:
1.
Gerade sogenannte Autorenprogramme versuchen mit einer Vielzahl an Features zu punkten, von denen die jeweiligen Entwickler überzeugt sind, dass man ohne sie als Autor nicht leben kann.
Im Verlauf von nur wenigen Monaten begann ich mich zu fragen, wie es mir überhaupt möglich ist ohne umfangreiche Figurensteckbriefe, in das Programm integrierte Kapitelübersichten zu leben und wie ich überhaupt in der Lage bin meiner Geschichte zu folgen, wenn mein Programm kein vorgefertigtes Outliningtool hat, an dem ich eben jenen roten Faden verfolgen kann!
Gerade die großen, bekannten Programme bersten nur so vor Features und jeder versucht den anderen zu toppen.
2.
Für den wahren modernen Autor hat kein Autorenprogramm was übrig, denn die wichtigste Zutat, mobil funktionstüchtig zu sein, missen sie alle.
Die Einzigen die da in die Bresche sprangen waren Programme wie Quick Office, Evernote oder Open Office. Gut, Open Office sieht nicht toll aus auf einem kleinen Bildschirm, ich gebe es zu, aber im Vergleich zu dem, was mir sonst übrig geblieben wäre, war es noch die sinnvollste Lösung.
Sicher, es gibt Bestrebungen auch diese Lücke zu stopfen, namentlich von Patchwork, das einen USB - Stick anbietet, den man dann für unterwegs mitnehmen kann. Nur leider, ein USB - Stick passt nicht in mein Smartphone. Dann gibt es noch Novlr, ein noch sehr neues Programm, dass es sich auf die Fahne geschrieben hat, eine Webapplikation zu ihrem Programm zu schreiben. Aber wann und ob diese Applikation kommt, steht noch in den Sternen. Bisher funktioniert das Programm nur zwar auf einem Handy, aber nur bedingt offline. Es ist gut um kurze Phasen des Ausfalls zu überbrücken, damit nicht alles verloren geht, aber mehr ist nicht drin.
Allgemein lässt sich also sagen:
Features oder Bug:
Gerade die konservativen Programme werfen mit Features nur so um sich. Wer auf Steckbriefe, Outlines, Rechtschreibkorrekturen die andere, gewöhnliche nicht von Autoren für Autoren gemachte Programme auch haben, Unterteilung in Plotpoints, Wendepunkte, Stadien der Heldenreise oder andere schöne und oft unsinnige Dinge steht, nur zu! Seht euch bei Scrivener, Drama Queen, Novlr, Ywriter, Patchwork und dem Rest um. Wann immer in der Einleitung steht, dass es etwas ist, dass von einem Autoren für Autoren gebaut wurde, werdet ihr fündig.
Für alle die genau das nicht wollen hier der einfache Rat: Seht euch nach etwas um, dass nicht speziell für Autoren gemacht wurde. Die wichtigsten Funktionen (Schreiben, Speichern, Rechtschreibkorrektur, ja sogar die Unterteilung in verschiedene Kapitel, die sich verschieben lassen) werdet ihr auch da finden. Und das oft für einen Bruchteil des Preises. Was mich direkt zur nächsten Kategorie bringt:
Kosten:
Gerade als Autor hat man nicht unbedingt viel Geld. Besonders dann nicht, wenn man gerade angefangen hat oder der Bestseller leider noch auf sich warten lässt. Aber das muss nicht heißen, dass man keinen Spaß am Schreiben hat. Es bedeutet nur, dass man vielleicht ein Auge auf die Kosten haben muss. Aber, wenn man einer von denen ist, die diese ganzen Features nicht zum Schreiben brauchen, hat man Glück. Denn dann scheiden teure Angebote wie etwa Drama Queen, Novlr. oder Scrivener von Beginn an aus, womit man einen großen Teil der teuren Software umgangen hat.
Die anderen Softwares: Quick Office, Open Office sind zwar nicht speziell für Autoren gemacht, kosten aber auch nichts und decken trotzdem die Grundbedürfnisse der schreibenden Zunft ab. Es wäre also vom Kostenfaktor her interessant sich diese anzusehen.
Ebenfalls empfehlenswert, da nicht teuer sind: Evernote. Wenn man nur ein einfaches Schreibprogramm haben möchte, erhält man hier die Basic Version sogar umsonst. Alle anderen Pakete kosten zwar etwas, sind aber verglichen mit den Preisen von Novlr oder Drama Queen verhältnismäßig billig. (Plus Version ca. 30 Euro pro Jahr, Premium Version mit allen Funktionen für 60 Euro pro Jahr)
Ausnahmen dieser Regel:
Ausgerechnet der Riese Scrivener, der mit angenehmen 40 USD oder umgerechnet 36 Euro pro Lizenz verfügbar ist und sein kostenloser Zwilling Ywriter, der von einem schreibenden Programmierer gemacht wurde und angeblich über sehr ähnliche Funktionen wie Scrivener verfügen soll.
Allgemein kann man festhalten, dass die teuren Programme mit weit über hundert Euro zu Buche schlagen können (Patchwork zwischen 133 Euro für die Lizenz mit Duden Proof, 98 Euro für Lizenz ohne Duden; Drama Queen, der Spitzenreiter mit 297 Euro und Novlr. mit Kosten von circa 90 Euro pro Jahr). Die günstigeren Programme speziell für Autoren liegen bei immer noch 40 Euro pro Lizenz und das oft, obwohl sie nicht mobil verfügbar sind und wenn doch, wie im Falle von Scrivener oder Patchwork, dann nur gegen zusätzliches Entgelt.
Synchronisation und Webapplikation:
Was diese Kategorie angeht, muss ich sagen, bin ich bei den konservativen Autorenprogrammen überhaupt nicht fündig geworden. Die Lösungen, die angeboten werden sind entweder nicht praktikabel (USB - Stick bei Patchwork) oder abhängig von teurem Zusatzmaterial (Iphone für Scrivener). Für den Nomaden unter den Schreibenden gibt es keine wirkliche Lösung, nur in einem Fall die Aussicht, dass es vielleicht irgendwann eine Lösung geben könnte (Novlr.).
Warum es für Autoren die mit leichtem Gepäck schreiben keine Ansätze gibt, ist mir nicht wirklich bekannt. Ich wurde aber mehrfach von befreundeten Softwareentwicklern darauf hingewiesen, dass ich viel verlange, wenn ich nach einem Programm mit einer integrierten Webapplikation frage, die in der Lage ist, viel Text zu speichern und verlässlich zu synchronisieren. Mag sein, dass die Entwickler der gängigen Autorenprogramme sich gesagt haben, sie stecken ihre Zeit lieber in den Bau der Features, mit denen so ziemlich jedes Autorenprogramm punktet, anstatt einen anderen, unabhängigen, wenn auch risikoreichen, Weg zu gehen und etwas für unterwegs anzubieten, um sich so von der Masse abzuheben. Novlr. hat diesbezüglich noch eine Chance, ob sie sie nutzen, ich werde sehen. Sollte es tatsächlich eine verlässliche Webapplikation entwickeln, wäre ich durchaus bereit dafür zu zahlen.
Zu allen anderen kann ich nur sagen: Sorry aber da sehe ich mich bei normalen Programmen wie Evernote, Open Office oder aber anderen um, obwohl hier kritisch anzumerken ist, dass selbst ein Riese wie Open Office keine Webapplikation hat. Vielleicht kommt da noch mal was, wer weiß.
Wer also schreibt und etwas für unterwegs braucht, muss entweder auf Evernote zurückgreifen, kann sich für kurze Netzausfälle mit Novlr. anfreunden oder muss schlicht mit der Idee leben mit zwei verschiedenen Programmen zu arbeiten, weil es nichts gibt, dass beide Bereiche abdeckt. Leider.
So kann ich also das Fazit ziehen:
Ich habe jetzt ein Jahr lang verschiedene Programme getestet.
Von teuer bis umsonst, von Autoren für Autoren oder Programme für den allgemeinen Gebrauch, aber leider habe ich nichts gefunden, was sowohl unterwegs, als auch daheim funktioniert. Und das, obwohl ich nicht mal besonders erpicht auf ein spezielles Autorenprogramm war.
Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als weiter auf Risiko zu setzten und mit Evernote zu arbeiten und in Kauf zu nehmen, dass die Synchronisation nicht ganz problemlos läuft, wenn wir uns erinnern, war dies der Auslöser für die Suche nach einem neuen Programm. Oder aber ich habe die freie Wahl an Programmen, kann aber nur noch stationär arbeiten.