Das Novemberprojekt - Abrechnung, die Zweite

Copyright: 2008, Matt Hampel, (CC- BY 2.0)

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Remember remember the fifth of November …

Tja, nachdem ich nun schon einmal eine Abrechnung erstellt hatte, bei der es um die Frage ging, wie lange es dauert, bis der Erstentwurf für ein Romanprojekt steht (nach vorangegangener Planung), kommt hier die zweite Abrechnung, die sich der Frage widmet, wie lange es dauert, bis aus dem Rohling, denn, nichts anderes ist ein Erstentwurf, etwas wird, dass man Probelesern zur weiteren Prüfung vorlegen kann. Doch in diesem Artikel soll noch mehr besprochen werden, als nur eine Abrechnung von Stunden zu liefern, die ich damit verbracht habe, den Erstentwurf inhaltlich zu überprüfen. Es soll auch erläutert werden, wie ich vorgehe, was ich tue, wenn ich einen Erstentwurf überarbeite. Nur zur Anmerkung, es gibt unzählige Methoden zur Bearbeitung von Texten. Einige von ihnen habe ich selbst auf meinem Blog erklärt. Hier soll aber geschildert werden, was ich tue, wenn ich vor meinem Text sitze.

Um meinen Text zu verbessern mache ich pro Seite drei Durchgänge.

1. Durchgang:

Bei diesem achte ich auf die Geschichte selber. Es geht mir darum herauszufinden, welche Dialoge hölzern klingen, die ich umschreiben oder ganz streichen muss. Es geht mir darum Stellen im Text zu finden, an denen sich der Leser stören könnte, weil sie einfach schlecht klingen. Auch diese werden, je nachdem ob sie wichtig sind, entfernt oder umgeschrieben. Außerdem ist dieser Durchgang dafür da Plotholes, also Fehler in der Struktur, aufzuspüren und zu klären. Um es kurz zu erklären, bei Plotholes geht es darum, die Details der Geschichte zu kontrollieren. Zu überprüfen, ob zum Beispiel die Zeitabläufe stimmen, ob Namen von Figuren oder Institutionen von Kapitel zu Kapitel übereinstimmen. Ist das nicht der Fall, muss das geändert werden, sonst verwirrt das den Leser, kann die ganze Geschichte zerreißen.

2. Durchgang:

Wenn das Kapitel „inhaltlich“ Sinn macht, also keine Plotholes mehr zu finden sind, die Dialoge sitzen und nichts übrig ist, was unnötig ist, kommt die Rechtschreibung und die Suche nach einzelnen, für mich typischen, Worten an die Reihe. Da ich eben jene nicht beachte, wenn ich einen Text inhaltlich begreife, muss ich hier einen extra Durchgang ansetzen, bei dem ich den Text in Zeichen, aber nicht in Sätzen oder Abschnitten begreife. Ziel des Ganzen ist es die Rechtschreibung und Grammatik zu verbessern. Zum anderen die für mich typischen Worte, die ich vermeiden will, aufzuspüren, um sie herauszuwerfen, zu ersetzen oder aber die Stellen umzuschreiben.

3. Durchgang:

Das ist der letzte Durchgang. Dieser hat nicht direkt mit dem Manuskript an sich zu tun, bzw. er nimmt keine Veränderung an dem Manuskript an sich vor. Denn im dritten Durchgang mache ich eine Zusammenfassung des Kapitels in meinem Notizbuch. Erfasst werden hierbei, um welches Kapitel es sich handelt, welcher Charakter in dem Kapitel erzählt und dann, was in dem Kapitel geschieht. Wobei ich das nur in groben Zügen zusammenfasse. Weitaus wichtiger ist für mich die nächste Spalte meiner Zusammenfassung, die der Anmerkungen. Hier halte ich alles fest, was für mich als Autor wichtig ist. Das kann sein, dass ich mir anmerke, dass mir ein Name nicht gefällt, dass ich der Ansicht bin, dass eine Szene gestrichen werden könnte, ich aber noch nicht sicher bin, ob meine Ansicht auch die der Probeleser sein wird. Das kann aber auch sein, dass ich mir mögliche Plotholes anmerke. Alles, bei dem ich mir unsicher bin oder aber bei dem ich meine, es könnte zu Problemen führen. Auf diese Art habe ich eine Referenz, falls meine Leser etwas an dem Kapitel zu bemängeln haben, ohne dass ich ewig durch die Seiten blättern muss.

Aufgrund dieser drei Durchgänge brauche ich pro Seite natürlich mehr Zeit, als wenn ich nur auf die Rechtschreibung und den Inhalt achten würde. Aber ich für meinen Teil bekomme es auch bei diesem Manuskript noch nicht hin, das alles in einem Rutsch zu machen. Ebenso kommt hinzu, dass ich oft nach zwanzig Minuten mit meinen Gedanken anfange abzudriften, was besonders in dem zweiten Durchgang nervig werden kann, wenn ich den Inhalt, aber nicht die Zeichen lese und nach der ersten Umformulierung damit beginne, noch eine weitere in Angriff zu nehmen. Ich habe keine Ahnung wie Lektoren das hinbekommen, dass sie die ganze Zeit über konzentriert an einem Text dran bleiben können, um auch noch den letzten Fehler aufzuspüren. Ich kann nur sagen, ich habe höchsten Respekt davor und ich weiß, dass das Geld, dass man als Autor in einen Lektor anlegt, ein Gewinn ist. Leider kann nicht jeder Autor sich das leisten. Leider.

Für die Überarbeitung dieses Erstentwurfs, den ich Ende Januar fertig hatte, habe ich bis jetzt fast acht Wochen gebraucht. Anfang Februar habe ich mit dem Editieren begonnen und mir eine Deadline für Ende April gesetzt. Mal sehen, ob ich die Frist werde einhalten können. Bis jetzt bin ich bei Kapitel fünfzehn von insgesamt zweiundzwanzig.

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