Novemberprojekt - Wie lange braucht die Verwandlung eines Erstentwurfs?
Copyright: 2008, Matt Hampel, (CC- BY 2.0)
Nachdem der letzte Blogpost eine Übersicht darüber gab, wie lange ich für den Erstentwurf von „Lotte in London“ (kurz LoL) gebraucht habe, wenn ich mich recht erinnere waren es um die drei Monate, kommt nun die Abrechnung für die Überarbeitung, dieses Erstentwurfs.
Doch vorher noch mal ein kurzer Abriss, was ich im Zuge der Überarbeitung dieses konkreten Projekts gemacht habe:
1. Inhalt:
Bei der inhaltlichen Überprüfung gehe ich Kapitel für Kapitel durch. Rechtschreibung blende ich dabei, so weit es geht aus, denn hier geht es um die Aussage des Textes, nicht um mögliche Kommatafehler. In dieser ersten Überprüfung geht es mir darum rauszufinden, ob ein Kapitel oder Szenen in einem Kapitel Sinn machen oder ob man sie nicht genau so gut rauswerfen könnte. Des Weiteren geht es darum, dass wenn ich die Entscheidung getroffen habe, die Szenen dürfen bleiben, nachzusehen, ob sie folgende Elemente nicht enthalten bzw. ob man sie, wenn sie enthalten sind, noch ändern kann.
2. Plotholes:
Stimmen alle Namen, stimmt die Kleidung, befinden sich alle Duschen, wo sie hingehören oder nicht? Stimmt die Zeitrechnung innerhalb der Geschichte?
Muss ich noch mehr dazu sagen?
3. Dialoge auf dem Holzweg:
Für Dialoge auf dem Holzweg klopfe ich jede Szene auf zwei unterschiedliche Punkte ab. Zum einen darauf, ob mir die Sprache gefällt, ob die Dialoge nicht hölzern klingen. Hier stellt sich die Frage: Reden Menschen wirklich so? Oder, wenn nicht, warum nicht oder aber ist das ein spezieller Zug der Figur. Ist es ein spezieller Zug der Figur, dann muss ihre Art so zu sprechen bleiben. Handelt es sich nicht um eine spezielle Art, dann sollte man es in normales Deutsch ändern.
Der zweite Punkt den ich kläre ist, ob die Reaktionen der Figuren auf das, was im Text mit ihnen passiert angebracht sind. Also wenn einer Figur Beleidigungen an den Kopf geworfen werden, braucht sie einen guten Grund nicht wütend zu werden. Auch hier gilt für mich: Ist es kein Alleinstellungsmerkmal der Figur, ändere es.
Noch ein Punkt, den ich gern überprüfe: Ist es zu viel? Wenn ja, versuche ich die Dialoge zu kürzen, wo es geht. Sicher, ein Streit kann interessant, informativ und unterhaltend sein, aber andauernd?
4.Starren, sehen, blicken, fixieren:
In diesem Projekt ging es mir auch darum herauszufinden, ob ich ein paar Lieblingswörter habe, die sich überall finden und die ich umgehen sollte. Deswegen habe ich pro Kapitel noch eine extra Runde eingelegt, nur um mir bestimmte Wörter im Text farbig zu kennzeichnen, um sie zu ersetzen und um mir besser vor Augen zu führen, ob ich mich täusche oder nicht.
Im Anschluss daran findet die erste Rechtschreibungsprüfung statt.
Dann erst gebe ich das Manuskript an meine Betaleser, die mir sagen sollen, ob die Geschichte und die Figuren funktionieren oder nicht. Es geht mir weniger um Rechtschreibung, sondern eher um einen ersten Test, ob verstanden wird, was ich mit meinem Text meine. Natürlich könnte ich noch weitere Durchläufe machen, bevor ich den Text aus der Hand gebe, aber wenn es um die Substanz geht, lass ich sie gern führ prüfen, um zu sehen, ob ich daran noch was machen muss oder nicht. Denn kleine Dinge kann man immer schnell ändern, aber ganze Kapitel neu schreiben ist eine andere Hausnummer.
Doch nun zur Frage, wie viel Zeit ich in diese erste Überarbeitung gesteckt habe.
Ich selbst hatte mir eine Frist von acht Wochen von Anfang März bis Ende April gesetzt. Vor zwei Tagen ist die Frist ausgelaufen und obwohl es zum Ende danach aussah, als könnte ich sie, nicht einhalten, habe ich es geschafft. Trotz der Dummheit der Versuchung nachzugeben und die letzten zehn Kapitel umzuwerfen, eine Figur zu streichen und ein gutes Viertel der Geschichte noch mal schreiben zu müssen.
Insgesamt habe ich in den letzten zwei Monaten drei bis vier Tage die Woche zwischen drei bis vier Stunden an dem Projekt gesessen und es überarbeitet. Dazwischen habe ich mich auch bereits auf die Suche nach ein paar Betalesern gemacht, aber das ist Stoff für einen neuen Artikel.
Was jetzt ansteht, nachdem die erste Korrektur durch ist?
Warten auf das Ergebnis der Betaleser und selbst mit den Änderungen weitermachen, die mir aufgefallen sind, als ich an dem Text gearbeitet habe. Aber für heute gönne ich mir erst mal einen Tag Auszeit! Das Projekt ist durch, das Wetter ist schön und ich sollte meinen Bedarf an Vitamin D und Vitamin Eis aufstocken. Deswegen werde ich jetzt zum Eisladen um die Ecke verschwinden und mit dem Geld das ich für „Wiedersehen in Berlin“ bekommen habe die lokale Wirtschaft ankurbeln. Bis dann und schaut auch das nächste Mal vorbei, wenn ich über meine Erfahrungen mit Betalesern berichten kann.